Menschen Mannschaftsbus MAN und ihre Geschichten
CHRISTIAN HOCHFELLNER
Der 35-Jährige aus Limburg an der Lahn ist seit 2012 als Busfahrer für den Deutschen Fußballbund (DFB) tätig. Die erste Fahrt für die Nationalmannschaft übernahm Christian Hochfellner 2014. Im Jahr 2016 löste er seinen Vater Wolfgang Hochfellner, der seit 1992 die Nationalelf fuhr, als ersten Busfahrer ab.
Herr Hochfellner, Ihr Vater war Ihr Vorgänger als Busfahrer der Fußballnationalmannschaft. War es Ihr Kindheitstraum, ihn eines Tages abzulösen?
HOCHFELLNER Ehrlich gesagt, nein. Das hat sich so ergeben. Ich habe mich schon immer für große Fahrzeuge interessiert und wollte zuerst nur den Lkw-Führerschein machen. Mein Fahrlehrer hat mich dann gefragt, ob ich nicht auch gleich den Busführerschein mitmachen will. Das war natürlich sinnvoll, zumal es in meiner Familie seit mehr als 50 Jahren ein Busunternehmen gibt. Zum DFB bin ich dann durch meinen Vater gekommen.
Wann sind Sie das erste Mal für den DFB gefahren?
HOCHFELLNER Im Juli 2012 habe ich die erste Fahrt als zweiter Fahrer für den DFB machen dürfen – natürlich mit meinem Vater. Damals ging es über Nacht vom Länderspiel in Hannover zum nächsten Spiel nach Wien.
Welche war denn die außergewöhnlichste Fahrt mit der Nationalmannschaft?
HOCHFELLNER Meine erste Fahrt als erster Fahrer wird immer unvergessen bleiben. Ich habe die Spieler am 15. Juli 2014 vom Flughafen Tegel in Berlin abgeholt – als frischgebackene Weltmeister! Mein Vater saß mit im Flieger aus Rio, also habe ich den Mannschaftsbus nach Berlin gebracht und sollte die Spieler dann auch überraschenderweise zum offenen Lkw bringen, mit dem sie anschließend durch die Stadt gefahren sind. Nur dank Polizeieskorte kamen wir überhaupt durch die Massen. Ich bin dann mit dem Bus ungefähr 200 Meter hinter dem Lkw hergefahren und habe die Mannschaft nach der Feier vom Brandenburger Tor wieder mit dem Bus zum Flughafen Tegel gebracht. Überall standen Menschen an der Straße und haben gefeiert. Das war ein Wahnsinnserlebnis.
Auch abseits der Fußballweltmeisterschaft ist der Mannschaftsbus für viele Fans mit Emotionen verbunden. Wie reagieren die Menschen, wenn sie den Bus sehen?
HOCHFELLNER Der Bus ruft überall Begeisterung hervor. Menschen zücken ihre Smartphones und machen Fotos, Autofahrer hupen und winken. Darauf muss man sich als Fahrer natürlich einstellen und mit besonderen Fahrweisen der Autofahrer rechnen. Aber das ist doch verständlich: Viele wollen die einmalige Gelegenheit, den Bus der Nationalmannschaft zu sehen, festhalten. Wenn ich auf längeren Fahrten mal eine Pause einlege, fragen die Menschen oft, ob die Mannschaft im Bus ist oder ob sie eventuell einen Blick hineinwerfen dürfen.
Die meiste Zeit verbringen Sie aber allein im Mannschaftsbus. Warum eigentlich?
HOCHFELLNER Die Mannschaft reist in den meisten Fällen aufgrund der großen Distanzen mit dem Flugzeug an. Im Vorfeld überführe ich den Bus von Frankfurt aus an den Spielort und fahre die Mannschaft dann vom Flughafen oder vom Bahnhof zum Hotel, zum Training, zum Spiel und zu allen weiteren Terminen.
Wie unterhalten Sie sich denn auf langen Fahrten, die Sie allein im Bus verbringen müssen?
HOCHFELLNER Ich höre gern sehr gute Musik, besonders Rockmusik, Oldies oder Musik der 80er- und 90er-Jahre. Meistens stelle ich mir eine Playlist zusammen. Über das WLAN im Bus kann man ja heutzutage problemlos verschiedene Streamingdienste in Anspruch nehmen, ohne wie früher Kassetten mixen zu müssen. Generell bin ich aber gern unterwegs und genieße die Landschaften.
Und wie verbringen die Spieler längere Fahrten im Bus?
HOCHFELLNER Die Spieler hören wie alle anderen Fahrgäste auch Musik, spielen Karten und unterhalten sich.
Gibt es eine feste Sitzordnung oder mischt sich das bei jeder Fahrt neu durch?
HOCHFELLNER Die Sportliche Leitung und das Team hinter dem Team haben ihre festen Plätze. Die Spieler weniger, die wechseln öfter durch.
Wie ist die Stimmung vor und nach dem Spiel im Bus?
HOCHFELLNER Vor dem Spiel ist sie ruhig und konzentriert. Besprechungen finden in der Regel im Bus nicht mehr statt. Die Stimmung nach dem Spiel hängt natürlich stark vom Ergebnis ab. Bei einem Sieg darf die Musik auch etwas lauter sein, genauso wie die Gespräche. Nach Niederlagen herrscht manchmal absolute Ruhe.
Schauen Sie sich die Spiele der Nationalmannschaft eigentlich im Stadion an?
HOCHFELLNER Wenn es die Zeit zulässt. Dann sitze ich zusammen mit dem Rest des Teams hinter den anderen im Stadion auf der Tribüne. Circa zehn Minuten vor Spielende mache ich mich dann auf den Weg zum Bus und bereite dort alles vor – die Abfahrt mit den Ordnern oder der Polizei koordinieren, das Gepäck verladen, die Heizung oder Klimaanlage einschalten. Ich habe also noch keinen Abpfiff live im Stadion erlebt.
Was zeichnet den neuen MAN Lion’s Coach aus? Welchen besonderen Komfort bietet er den Spielern und Ihnen als Fahrer?
HOCHFELLNER Den Spielern bietet der Bus besonderen Komfort durch großen Sitzabstand, Beinauflagen, Lederpolster und vieles mehr. Außerdem ist er beispielsweise mit einer 5.000 Watt starken Musikanlage ausgestattet. Für mich als Fahrer gibt es sämtliche Sicherheitsfeatures auf dem neuesten Stand der Technik wie Birdview und Automatikgetriebe. Und als Einziger im Bus habe ich einen Sitzplatz mit Sitzheizung und Sitzkühlung (lacht).
Bild und Text: MAN